Einen großen Anteil an dem Mut zu dieser Reise hatte sicherlich meine Ex-Freundin Gabi. Sie war bereits meine zweite große unglückliche Liebe, die mich schier verzweifeln ließ. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich den Mut fand, um dieses „Unternehmen Selbstfindung“ zu starten. Wenn ich damals eine feste Freundin gehabt hätte, wäre es mir weitaus schwerer gefallen, von ihr und meinem Heimatort wegzugehen.
Im Nachhinein, mit dem gebührenden Abstand betrachtet, war es damals ein Glücksfall, dass sie mir den Laufpass gab, um sich selbst zu finden. Wir sind heute noch gute Freunde und verstehen uns immer noch prächtig. Wir sehen uns zwar nicht allzu oft, aber wir haben Kontakt zueinander und sind wie Bruder und Schwester füreinander da.
Natürlich war ich damals, ob der zweiten Liebes-Niederlage in Folge, etwas deprimiert und mein ohnehin nicht riesiges Selbstvertrauen war stark angeschlagen. Und natürlich ist diese Reise auch wichtig für mein Selbstbewusstsein. Es ist doch schön, wenn man tolle Rückmeldungen von den Leute auf seine eigene Person bekommt. Am meisten stolz bin ich auf die Lifts von den Leuten, die eigentlich gar keine Anhalter mitnehmen wollten, bei mir aber die berühmte „große Ausnahme“ gemacht haben. Ich versuche, zu ihnen besonders nett zu sein, damit sie ihre Meinung über Tramper noch einmal ändern können.
Jeder Tramper sollte sich auch darüber klar sein, dass sein Auftreten gravierende Folgen für die weitere Mitnahmebereitschaft seines Liftpartners haben kann, bis zum völligen Entzug einer Mitnahmemöglichkeit. Tramper sollten daher wissen, dass sie sich mit schlechten Manieren und sonstigen üblen Gewohnheiten ihr eigenes Grab schaufeln.
Jede Art von Parasit muss einen Drahtseilakt vollführen. Auf der einen Seite möchten Sie den Wirt, sprich den Liftpartner, ausnutzen, aber auf der anderen Seite darf man es nicht übertreiben bis der Wirt total ausgesaugt ist, sonst würde man sich seiner eigenen Lebensgrundlage berauben. Wer sägt schon gern an dem Ast herum, auf dem man gerade sitzt?